Definition
Ein wichtiges Modell im Kontext der Selbstorganisation in agilen Teams ist das unten aufgeführte Ownership Modell. Es beschreibt, wann Teams und Individuen in der Lage sind, Verantwortung für die ihnen übertragenen Aufgaben zu übernehmen. Es werden zwei Faktoren definiert, die dafür relevant sind:
- Freiheitsgrad des Individuums oder des Teams
Die vertikale Achse des Modells beschreibt den Freiheitsgrad des Individuums oder des Teams. "Wie eng sind die Vorgaben?" bzw. "Wie groß ist der Spielraum, um eigene Entscheidungen zu treffen?" stellen Fragen dar, mit denen man den Freiheitsgrad bestimmen kann. - Reifegrad bei der Erreichung von Zielen
Auf der horizontalen Achse sehen wir den Reifegrad bei der Erreichung von Zielen. Dabei kann sich der Reifegrad sowohl auf die fachliche Qualifizierung beziehen als auch auf methodische Kompetenzen. Bei einer agilen Transformation wäre das beispielsweise das Wissen über agile Arbeitsweisen, aber auch über Methoden zur Entscheidungsfindung im Team.
Unterschiedliche Ausprägungen von Ownership
Die Erwartung an ein performantes, selbstorganisiertes Team ist nun, Ownership für die Arbeit ihres Teams zu übernehmen - also Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Auf dem Modell befände sich ein solches Team oben rechts. Um diesen Status zu erreichen, benötigt das Team den Freiraum, d. h. die Erlaubnis und Möglichkeit, Aufgaben selbst zu definieren und Entscheidungen zu treffen. Aber auch die notwendigen Fähigkeiten sind von zentraler Bedeutung.
Suboptimale Ausprägungen von Ownership
Wir können in dem Modell aber auch zwei Zustände identifizieren, in denen es für agile Teams und Individuen nicht, oder nur schwer möglich ist, Ownership zu übernehmen:
- Zustand „Eingesperrt“: Die fachliche und methodische Kompetenz ist zwar vorhanden, allerdings schränken enge Vorgaben oder Micro-Management den Gestaltungsspielraum stark ein. Teams können ihre Fähigkeiten oder innovativen Ideen nicht wertstiftend einbringen. Die Folge ist ein Gefühl des „Eingesperrtseins“. Anstelle von Ownership und Verantwortungsübernahme tritt Demotivation oder Resignation ein (siehe Feld unten rechts).
- Zustand „Schwimmend“: Ganz im Sinne der Agilität und der Selbstorganisation werden strenge Strukturen aufgehoben. Die klassische Führung – im Sinne konkreter Arbeitsanweisungen – passt nicht mehr zum Arbeitsmodell. Teams bekommen von heute auf morgen alle möglichen Freiheiten, jedoch ohne bereits die notwendige Reife zu besitzen. Dazu gehört strategisches Hintergrundwissen, fachliche Fähigkeiten wie auch methodische Fähigkeiten, bspw. wie Entscheidungen im Team getroffen werden. Die Folge ist Chaos, Überforderung und das Gefühl des „Schwimmens“. Freiheiten werden nicht genutzt und die Verantwortung wird nicht angenommen (siehe Feld oben links).