Prof. Dr. Überall: Die Herausforderungen beginnen oft schon mit der Systemauswahl. Es werden Systeme eingesetzt, die nicht die Bedürfnisse des Unternehmens erfüllen. So sollte man im Vorhinein genau analysieren, wofür das System benötigt wird und ob das System diese Anforderungen auch wirklich erfüllen kann. Denn bei nicht passenden Systemen besteht die Gefahr, dass eine Transformation scheitert.
Bei der Systemauswahl und insbesondere bei einer Systemvorstellung sollte man Mitarbeiter:innen mit technischem Know-How sowie End User miteinbeziehen. Diese kennen die Anforderungen auf der Arbeitsebene und können daher das System am besten hinterfragen.
Die Wahl der Implementierungsstrategie kann zu weiteren Schwierigkeiten führen. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten für die Implementierung: Top-Down oder Bottom-Up. In Deutschland wird meist eine Top-Down Implementierung durchgeführt. Hierbei gibt es eine Implementierungsstrategie, die von der Managementebene gesteuert wird, jedoch den Shopfloor nicht mit einbezieht. Bei einer Bottom-Up Implementierung wird nach den Anforderungen des Shopfloors vorgegangen, ohne die Unternehmensstrategie miteinzubeziehen.
Eine mögliche Implementierungsidee wäre eine „Top-Up“ Implementierung. So muss von der oberen Ebene eine Vision vorgegeben werden und im weiteren Verlauf das Gespräch mit den verschiedenen Abteilungen und Mitarbeiter:innen gesucht werden. Dadurch wird sichergestellt, dass auf die verschiedenen Anforderungen eingegangen wird und ein machbarer Umsetzungsplan erstellt wird.
Eine weitere Herausforderung ist die Überzeugung der Mitarbeitenden. Viele Mitarbeiter:innen lehnen Veränderungen und daher auch Transformationen grundsätzlich ab und versuchen dagegen zu arbeiten. Hier ist das passende Change Management wichtig. Man muss Unterstützer und auch Gegner der Transformation mit einbeziehen und diese iterativ nach dem Nutzen der durchgeführten Schritte befragen. Dadurch fühlen sich alle verstanden und abgeholt. Sie erkennen die Vorteile der Transformation.
Bei diesem Vorgehen kann die Vision, die anfangs erstellt wurde, nach den Forderungen und Bedürfnissen der Mitarbeiter:innen umgesetzt werden.
Für eine digitale Transformation muss man viel Zeit einplanen, um genau zu definieren, was das Unternehmen wirklich braucht, wie die Prozesse aussehen und welches System am besten geeignet ist.